Praktiken und Konsequenzen
Wie ist die Menschenrechtsbewegung in der Sowjetunion entstanden? Welche Praktiken nutzten Andersdenkende, um sich Gehör zu verschaffen? Wie gelang es ihnen, unter Bedingungen der Zensur miteinander oder mit Unterstützer∙innen im Ausland zu kommunizieren? Mit welchen Folgen hatten sie zu rechnen, wenn sie abweichende Meinungen offen äußerten? Ein Überblick über das Anderssein in der Sowjetunion.
Neue Freiheiten trotz Parteidiktatur
Die Sowjetunion war ein von der kommunistischen Partei zentralistisch regierter Einparteienstaat. Sie existierte fast 70 Jahre bis zu ihrem Zerfall im Jahr 1991. Die Machthaber richteten ihre Politik an den Leitlinien der kommunistischen Ideologie aus, deren Umsetzung von der Partei und staatlichen Behörden wie dem Geheimdienst KGB kontrolliert wurde. Während dieser langen Zeit unterschieden sich die individuellen Freiheiten und Handlungsspielräume für einzelne Sowjetbürger∙innen mitunter erheblich.
Das Tauwetter nach dem Terror der Stalinzeit
Nach Stalins Tod 1953 erfolgte unter Nikita Chruschtschow ein politischer Kurswechsel, der als Tauwetter in die Geschichte einging. Es entstand zwar keine freie Gesellschaft, die Reformen läuteten jedoch eine neue politische Ära ein, nachdem Stalins Herrschaft ein Vierteljahrhundert hinweg von politischer Willkür und staatlichem Terror geprägt war. Dazu zählten die Zwangskollektivierung der Bauernschaft zu Beginn der 1930er Jahre, die damit verbundene Hungersnot , die Massenerschießungen 1937/38 und der Aufbau eines ausgedehnten Lagersystems GULag , in dem Millionen von Gefangenen in Haft Zwangsarbeit leisten mussten. Der Zweite Weltkrieg brachte zusätzliches Leid über die sowjetische Bevölkerung. Erst das Tauwetter bewirkte ein gesellschaftliches Aufatmen und neue Freiheiten, die ein Andersdenken, auch in der Öffentlichkeit, denkbar und möglich machten.
Politische Reformen und gesellschaftliche Neuausrichtung
Im Zuge dieses sogenannten Tauwetters verurteilte die politische Führung seit 1956 die Repressionen der Stalinzeit. Das zuvor fast komplett eingefrorene politische, gesellschaftliche und kulturelle Leben lebte schrittweise wieder auf. Das Land öffnete sich außerdem Richtung Westen und förderte ideologiekonforme offizielle Kulturkontakte und Begegnungen. Die weitgehenden Reformen riefen bei Sowjetbürger∙innen den Wunsch hervor, aktiv an der Gestaltung der Zukunft des Landes zu partizipieren: Nach langjährigen Entbehrungen hofften nun viele auf eine Normalisierung des Alltags, auf wirtschaftliche Veränderungen und ein modernes Leben mit Konsumgütern.
Die gesellschaftlichen Veränderungen ließen sich trotz staatlicher Steuerung der Medienlandschaft, des Kunst- und Wissenschaftsbetriebes, des Erziehungs- und Bildungsbereichs nicht mehr rückgängig machen. Immer mehr Menschen legten ihre Angst davor ab, eigene Standpunkte und persönliche Meinungen zu artikulieren oder ihrer individuellen Kreativität Ausdruck zu verleihen. Insbesondere das aufkeimende Interesse der jüngeren Generation an der westlichen Populärkultur ließ sich trotz massiver Kalter-Kriegs-Propaganda und dem Aufbau des Eisernen Vorhangs seit Ende der 1950er Jahre nicht mehr zurückdrängen. In den 1960er bis 1980er Jahren entwickelten sich sowohl die Menschenrechtsbewegung als auch lebendige alternative Kulturszenen in einzelnen sowjetischen Städten.
Menschenrechte im autoritären Staat
Auch wenn das kulturelle Leben und der Alltag seit der Mitte der 1950er Jahre bunter geworden waren, vollzog die politische Führung einen Zick-Zack-Kurs. Die Diskussionen und Alternativen, die Chruschtschow in seiner Geheimrede auf dem XX. Parteitag 1956 noch selbst initiiert hatte, indem er den Personenkult Stalins verurteilte , wurden noch im gleichen Jahr erstickt. Die Regierung ließ 1956 sowjetische Truppen in Ungarn einmarschieren, schlug den dortigen Volksaufstand nieder und verdeutlichte damit den eigenen Bürgern, dass ein Abweichen von der Parteilinie weiterhin bestraft werden würde.
In den Jahren 1957 und 1958 kam es in der Sowjetunion zu einer Welle von Verhaftungen aus politischen Motiven, die lautlos vonstatten ging und von der Öffentlichkeit nicht rezipiert wurde. Nach der Absetzung Nikita Chruschtschows intensivierte sein Nachfolger Leonid Breshnew die weitgehend repressive Politik gegen Andersdenkende . Anders als sein Vorgänger inszenierte er die Repressionen als Medienspektakel : Seit 1965 wurde das Strafverfahren gegen die beiden sowjetischen Schriftsteller Andrej Sinjawski und Juli Daniel geführt und fand breiten Widerhall in der offiziellen Berichterstattung. Mit der Verlagerung der Repressionen in die öffentliche Wahrnehmung veränderte sich auch die Art, wie sich einzelne mutige Stimmen dagegen erhoben. Hatte Protest zuvor im Verborgenen stattgefunden, wurde er nun offen artikuliert.
„Achtet Eure Verfassung“. Geburtsstunde der Menschenrechtsbewegung
Für den 5. Dezember 1965, dem „Tag der sowjetischen Verfassung“, riefen Aktivist∙innen zu einer Demonstration auf dem Puschkin-Platz in Moskau auf: Sie demonstrierten gegen die Einschränkung der geistigen Freiheit und für einen öffentlichen Gerichtsprozess im Fall Sinjawski/Daniel . Dabei bezogen sie sich auf die geltende Gesetzgebung, da die Sowjetunion seit 1936 über eine Verfassung verfügte, die ihren Bürger∙innen auf dem Papier weitläufige Rechte garantierte. „Haltet eure Verfassung ein!“ war eine der wichtigsten Losungen der sowjetischen Menschenrechtler∙innen. Zudem hatte die Sowjetunion nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet. Die Praxis, Protest in Form von Rechtsverteidigung (Prawosaschtschita) zum Ausdruck zu bringen, kam ursprünglich aus der Lagerkultur und wurde in den 1960 und 1970er Jahren im Zuge des international aufkommenden Menschenrechtsdiskurses von Angehörigen politischer Gefangener und ihren Unterstützer∙innen übernommen . Auch Andersdenkende, die vorrangig für Religionsfreiheit, nationale Selbstbestimmung oder Reisefreiheit eintraten, nutzten sie zur Durchsetzung ihrer Interessen.
Samisdat und die Chronik der laufenden Ereignisse
Der illegale Selbstverlag, Samisdat, bildete seit Ende der 1960er Jahre das Rückgrat der sowjetischen Menschenrechtsbewegung und wurde zu ihrem wichtigsten Sprachrohr . Aus Anlass des Internationalen Jahres der Menschenrechte trugen Andersdenkende 1968 Informationen über Gesetzesverstöße und Repressionen zusammen. Diese Chronik der laufenden Ereignisse vervielfältigten sie mit der Schreibmaschine und reichten Kopien vertraulich an Freunde und Bekannte weiter. Das Bulletin war Vorreiter für eine ganze Reihe regelmäßig erscheinender Underground-Zeitschriften und Almanache , die neben einzelnen Prozessdokumentationen , Beschwerdebriefen und Zeitzeugenberichten in den nächsten Jahren als illegale Kopien in Moskau, Leningrad und andernorts kursieren sollten. Der H öhepunkt der internationalen Menschenrechtspolitik war die Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte von Helsinki im August 1975. In ihr wurde Nichteinmischung in innere Angelegenheiten der Staaten vereinbart, was für die Moskauer Führung wichtig war. Gleichzeitig wurde darin aber auch die Wahrung der Menschenrechte verankert. Daraufhin gründeten sich in der Sowjetunion inoffizielle Helsinki-Gruppen , die „Menschenrechtsmonitoring“ betrieben. Mit Hilfe von Informationen, die ins Ausland geschmuggelt wurden, versuchten sie sich Gehör zu verschaffen.
Druck aus dem Westen
Um auf die schwierige Menschenrechtslage innerhalb der Sowjetunion aufmerksam zu machen, richteten sowjetische Menschenrechtler∙innen im Verlauf der 1970er Jahren ihre Appelle immer öfter sowohl an die eigene Parteiführung, als auch an westliche Politiker∙innen und Medienvertreter∙innen. Zu diesem Zweck organisierten sie illegale Pressekonferenzen in Privatwohnungen und luden gezielt ausländische Korrespondent∙innen als Multiplikator∙innen ein. In Westeuropa und den USA war zu diesem Zeitpunkt bereits eine Vielzahl von NGOs aktiv, die sich wie Amnesty International für die allgemeine Einhaltung von Menschenrechten einsetzten oder aber unter nationalen Gesichtspunkten Unterstützungsarbeit leisteten, wie etwa im Fall der ukrainischen Diaspora oder der jüdischen Ausreisebewegung. Mit ihren Kampagnen boten sie nicht nur sowjetischen Menschenrechtler∙innen einen wichtigen Resonanzraum. Sie spezialisierten sich auf die Unterstützung politischer Gefangener, schrieben Briefe und sendeten Hilfspakete in die Sowjetunion oder aber legten den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf den Austausch von Informationen oder Hilfe bei der Ausreise.
Tamisdat als Resonanzraum
Kurier∙innen fuhren als Touristen∙innen oder Gaststudent∙innen getarnt nach Moskau, um sich dort gezielt mit Dissident∙innen zu treffen und Informationen durch den Eisernen Vorhang zu schmuggeln. Im Anschluss veröffentlichten in New York, Paris, London oder Amsterdam ansässige Unterstützer∙innen und Emigrantenverlage die geschmuggelten Schriftstücke im sogenannten Tamisdat (dt. Dort-Verlag). Entweder wurde die Literatur in westliche Sprachen übersetzt und von eigens dafür gegründeten Spezialverlagen publiziert. Oder aber sie wurde in Originalsprache herausgegeben und in Form winziger Taschenbuchausgaben in die Sowjetunion retour geschmuggelt. Im Westen galten Samisdat und Tamisdat aufgrund des staatlichen Informationsmonopols in der Sowjetunion lange Zeit als verlässlichste Quellen über die Lage und Entwicklungen im Land. Auch heute haben sie ihre kulturelle Bedeutung für die Erforschung von Dissens und Andersdenken in der Sowjetunion nicht eingebüßt.
Die wörtliche Aufzeichnung von Gerichtsprozessen war nicht erlaubt. Frida Wigdorowa notierte das Verfahren gegen Joseph Brodsky und wurde bei ihrem Versuch mehrmals von der Miliz im Gerichtssaal gestoppt / Foto: Notizbuch von Frida Wigdorowa / © Fabian Winkler, Archiv FSO
#Joseph BrodskyIm Dezember 1965 demonstrierten Andersdenkende in Moskau erstmals gegen die Einschränkung künstlerischer Freiheit und für ein transparentes Gerichtsverfahren im Fall Sinjawski und Daniel / Foto: Aufnahme der Demonstration / © Archiv Sacharow-Zentrum Leonid Breshnew inszenierte die Repressionen als Medienspektakel. Das Strafverfahren gegen die Schriftsteller Andrej Sinjawski und Juli Daniel fand breiten Widerhall in der offiziellen Berichterstattung / Foto: Juli Daniel und Andrej Sinjawski auf der Anklagebank / © Archiv Memorial Moskau Im Februar 1966 fand der Gerichtsprozess gegen Sinjawski und Daniel statt. Der Verhandlung durften nur offiziell geladene Gäste beiwohnen. Andersdenkende versammelten sich vor dem Gebäude des Obersten Gerichts / Foto: Einlasskarte zum Gerichtsprozess / © Archiv FSO Im August 1968 protestierten sieben sowjetische Dissident∙innen gegen den Einmarsch der sowjetischen Truppen in Prag. Sie versammelten sich auf dem Roten Platz und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Für Eure und unsere Freiheit“. Alle sieben wurden sofort festgenommen / Foto: Aufnahme des Transparents / © Archiv FSO Andersdenkende trugen in einer Chronik der laufenden Ereignisse Informationen über Gesetzesverstöße und Repressionen zusammen / Foto: Schuber mit Fotoaufnahmen des Menschenrechtsbulletins / © Archiv FSO In Moskau, Leningrad und andernorts kursierten illegale Zeitschriften, Prozessdokumentationen und Berichte aus Lager und Gefängnis /
Foto: Typoskript des Weißbuchs zum Fall Sinjawski-Daniel, einer illegalen Dokumentation zum Strafverfahren / © Archiv FSODer Höhepunkt der internationalen Menschenrechtspolitik war die Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki 1975. In der Sowjetunion bildeten sich daraufhin illegale Helsinki-Gruppen /
Foto: Gründungserklärung der Moskauer Helsinki-Gruppe / © Fabian Winkler, Archiv FSOIn Westeuropa und den USA waren viele Menschenrechtsorganisationen aktiv. Unterstützer∙innen schrieben Briefe an politische Gefangene und sandten Hilfspakete in die Sowjetunion / Foto: Korrespondenz des ukrainischen Dissidenten Wassyl Stus mit Amnesty International-Aktivistin in Deutschland / © Maria Klassen, Archiv FSO Als Touristen∙innen getarnte Kuriere fuhren in die Sowjetunion. Sie trafen sich dort gezielt mit Dissident∙innen und schmuggelten Informationen durch den Eisernen Vorhang /
Foto: Robert van Vorens Adressbuch mit einem Foto des Dissidenten Wladimir Bukowski, 1978 / © Matej Meza, Archiv FSOEmigrantenverlage in New York, Paris, London oder Amsterdam übersetzten und veröffentlichten die geschmuggelten Schriftstücke im sogenannten Tamisdat, zu Deutsch Dort-Verlag / Foto: Ausgaben der Zeitschrift Kontinent / © Maria Klassen, Archiv FSO
Medien abseits der Zensur
Das staatliche Informationsmonopol erschwerte Bürger∙innen in der Sowjetunion den Zugang zu Informationen, deren Inhalte sich von der offiziellen Parteilinie unterschieden. Sowohl die Medienlandschaft als auch der Kulturbetrieb waren staatlich organisiert.
Totale Zensur
Alle Fernseh- und Radiosendungen, Kinofilme, Zeitungen und Zeitschriften, aber auch literarische oder künstlerische Werke sowie Musik- und Theaterproduktionen bedurften einer umfassenden Prüfung und Genehmigung durch die dafür zuständigen Zensurbehörden. Gleichzeitig stieg insbesondere im Nachgang des Tauwetters unter Nikita Chruschtschow die Anzahl jener Menschen, die sich einen anderen Lebensstil ersehnten, nach Alternativen suchten oder diese gar initiierten.
Presse aus dem Ausland
Neben der sowjetischen Presse stellte der Bezug von Zeitschriften aus dem Ausland eine zwar eingeschränkte, aber immerhin offizielle Möglichkeit dar, den eigenen Horizont zu erweitern. Im Angebot standen vorrangig Ausgaben aus den sozialistischen Bruderstaaten, die nicht allerorts zu bekommen waren und deren Lektüre Fremdsprachenkenntnisse erforderte. Vor dem Hintergrund der Geschichte des Landes und des Terrors der Stalinzeit konnte bereits die Auseinandersetzung mit sozialistischen Alternativen aus Jugoslawien oder Polen eine wichtige Initialzündung für späteres politisches Engagement sein.
Westliche Stimmen durch quälendes Rauschen
Eine gefährliche Gratwanderung an der Grenze der Legalität wagten jene Mutigen, die in der Sowjetunion versuchten, verbotene Radiosender aus dem westlichen Ausland zu empfangen. Westliche Radiostationen wie Radio Free Europe/Radio Liberty oder BBC hatten sich darauf spezialisiert, Sendungen in die Sowjetunion auszustrahlen und wurden trotz des quälenden Rauschens oder einer Vielzahl an Unterbrechungen durch die staatlich eingesetzten Störsender gehört. Neben Nachrichtensendungen in russischer Sprache und Englischunterricht war es vor allem die westliche Populärmusik wie Jazz oder Swing, die den Hörer∙innen in der Sowjetunion ein „anderes“ Lebensgefühl vermittelte und die „Feindsender“ überaus attraktiv machte.
Musik auf Knochen und Lungen
Das Ohr an den Radioempfänger zu halten bedeutete recht häufig, aber nicht zwangsläufig den Weg in die Dissidenz. Der einmal eingeschlagene Weg konnte ganz ohne politische Ambitionen auf dem örtlichen Schwarzmarkt enden. Denn dort wurden am Rande des Gaunermilieus illegale Schallplatten vertrieben. Es waren Röntgenbilder, die sich für die Platten-Herstellung in improvisierten Underground-Tonstudios besonders gut eigneten. Bis Kassetten und Tonbandgeräte die aus der Not geborenen Kuriositäten ablösten, landeten auf dem Plattenteller sowjetischer Tanzbegeisterter und Chansonverliebter daher häufig illegale Platten , etwa mit Rippenmotiv, auf dem das eine oder andere Lungenödem zu sehen war. Später in den 1970 und 1980er Jahren waren es – je nach Vorliebe – sowohl die kratzigen Stimmen russischer Bardensänger als auch die Gitarrenklänge der heimischen Rockmusik, die die sowjetische Jugend aufwirbelten und die in der Perestroika ihre Hörerschaft zum Umbruch aufriefen.
Underground-Literatur
Auch in der Literatur und Kunst beschränkten sich Inspirationen zu Eigen-Sinn und Anders-Sein keineswegs auf westliche Vorbilder. Um dem engen Korsett des sozialistischen Realismus zu entfliehen wandte sich die sowjetische Bohème bereits Ende der 1950er Jahre der Literatur der Jahrhundertwende oder den utopischen Experimenten der russischen Avantgarde vom Anfang des 20. Jahrhunderts zu. Mit Hilfe selbst hergestellter Bücher, die an Freund∙innen und Bekannte weitergereicht wurden, entwickelten findige Intellektuelle zu Beginn der 1960er Jahre den illegalen Selbstverlag (Samisdat ) und etablierten Schritt für Schritt eine inoffizielle Alternative zum staatlichen Verlagswesen (Gosisdat). An den Anfängen des Phänomens Samisdat stand nicht etwa die Verbreitung brisanter politischer Informationen zu Menschenrechtsverletzungen, sondern das Schreiben und die Lektüre von Gedichten und Erzählungen, ihre Vervielfältigung und Weitergabe. Die Schreibmaschine nahm in diesem Prozess eine zentrale Rolle ein. Einzelne Liebhaberstücke der Underground-Literatur wurden nach dem Abtippen eigenhändig gebunden oder künstlerisch gestaltet. Ende der 1970er Jahre versuchten junge Schriftsteller∙innen mit der Herausgabe des Literaturalmanachs MetrOpol alternative Literatur auch offiziell zu etablieren. Sie scheiterten.
Eine gefährliche Gratwanderung an der Grenze des Legalen wagten Hörer∙innen verbotener Radiosender aus dem westlichen Ausland / Foto: Spidola, das erste serienmäßig hergestellte Transistorradio in der UdSSR / © Alesia Kananchuk, Archiv FSO Westliche Radiostationen wie Radio Liberty oder BBC wurden trotz des quälenden Rauschens oder Unterbrechungen durch die staatlich eingesetzten Störsender gehört / Foto: Störsender in Riga gegen den westlichen Rundfunk / © Andrei Sakharov Research Centre for Democratic Development Röntgenbilder eigneten sich besonders gut zur Herstellung illegaler Schallplatten. Auf dem Plattenteller landeten häufig Aufnahmen von Schussverletzungen oder Lungenödemen / Foto: Röntgenschallplatte mit der Musik von Yves Montand / © Maria Klassen, Archiv FSO An den Anfängen des Phänomens Samisdat zu Beginn der 1960er Jahre stand die Lektüre, Reproduktion und Weitergabe von Gedichten und Erzählungen / Foto: Samisdat-Ausgabe des Poems Prozess von Joseph Brodsky / © Archiv FSO
#Joseph BrodskyMit ihren selbstverlegten Büchern etablierten Andersdenkende eine inoffizielle Alternative zum staatlichen Verlagswesen. Ein informeller Literaturkanon entstand / Foto: Samisdat-Ausgabe der postmodernen Erzählung Die Reise nach Petuschki von Wenedikt Jerofejew/ © Archiv FSO Ende der 1970er Jahre versuchten Schriftsteller∙innen mit dem Literaturalmanach MetrOpol alternative Literatur auch offiziell zu etablieren. Ihr Versuch scheiterte. Im Westen fand der Sammelband großen Anklang / Foto: Druckfahnen des Almanachs / © Maria Klassen, Archiv FSO Die einzelnen Nummern der Samisdat-Zeitschrift Transponans des Künstlerpaars Sergej Sigej und Ry Nikonowa glichen Künstlerbüchern. Die Reihe erschien in Kleinstauflage über knapp ein Jahrzehnt bis 1987 / Foto: Innenansicht der Künstlerzeitschrift / © Archiv FSO Im Verlauf der 1970/80er Jahre differenzierten sich die Themen im Samisdat. Musikliebhaber∙innen stellten eigene Fanzines zusammen und veröffentlichten darin Liedertexte, Konzertberichte oder stellten Musikgruppen wie die Beatles vor / Foto: Titelblatt der Musikzeitschrift Roxi, 1980/ © Archiv FSO
Kunst und Musik im Underground
Der gesamte Kunst- und Kulturbetrieb in der Sowjetunion war staatlich organisiert. Wer offiziell einen künstlerischen Beruf ausüben wollte, musste Mitglied im Künstlerverband sein. Die Mitgliedschaft war nicht nur für die Vergabe von Aufträgen Voraussetzung. Auch der Bezug von Künstlerbedarf und der Erhalt von Ateliers und Werk- und Proberäumen war daran gekoppelt. Um aufgenommen zu werden, mussten die Künstler∙innen eine Ausbildung absolviert haben und sich verpflichten, den Richtlinien des Sozialistischen Realismus zu folgen. Das entzog z. B. der abstrakten Kunst ihre Existenzberechtigung, wenngleich die Grenzen dessen, was erlaubt war, im Verlauf der 1950er bis 1980er Jahre variierten.
Gratwanderung an der Grenze des Legalen
Weltweit gehört es für die meisten Künstler∙innen zu ihrem künstlerischen Selbstverständnis, die eigenen Werke einem Publikum zu präsentieren und nicht nur für die Schublade oder im stillen Kämmerlein zu produzieren. In der Sowjetunion durften nur offiziell geförderte Künstler∙innen ihre Kunstwerke in Galerien ausstellen oder auf staatlich organisierten Ausstellungen und Messen zeigen. Allen anderen blieb diese Möglichkeit verwehrt, da ein freier Kunstmarkt, der sich nach Angebot und Nachfrage richtete, nicht existierte. Nonkonformistische Künstler∙innen suchten daher nach alternativen Wegen, um die offiziellen Vorgaben zu umschiffen und dennoch künstlerisch aktiv zu sein. Oft agierten sie zwischen der offiziellen und der inoffiziellen Sphäre. So übernahmen sie staatliche Aufträge wie die Illustration von Kinderbüchern und schufen in ihrer Freizeit abstrakte Werke oder Konzeptkunst, die nur Gleichgesinnte zu Gesicht bekamen.
Ausstellungen in Wohnungen und Parks
Bereits in den 1950er Jahren präsentierten einige Künstler∙innen ihre Werke in selbst organisierten Wohnungsausstellungen im Moskauer Vorort Lianosowo. In den 1970 und 1980er Jahren wurden diese Praktiken der Selbstorganisation professionalisiert: Künstler∙innen und Kunstenthusiast∙innen gestalteten leerstehende Wohnungen zu temporären Ausstellungsflächen um, nutzten Freiluftflächen und Parks für illegale Gruppenausstellungen oder Happenings. Sie verteilten handgedruckte Einladungskarten, initiierten Underground-Galerien, stellten Künstlerbücher zusammen oder dokumentierten darin ihre Aktivitäten. Auch im Kunstschaffen wurden die Grenzen immer stärker gesprengt: Malerei, Poesie und Konzeptkunst wurden oftmals miteinander verbunden und Kunst an Orten umgesetzt, die dafür offiziell nicht vorgesehen waren.
Informelle Kunstszenen
Während emigrierte Künstler∙innen im Westen eine Schlüsselposition in der Verbreitung inoffizieller Kunst aus der Sowjetunion einnahmen, ließen sich die in der Heimat verbliebenen alternativen Künstler∙innen auch von gezielten Einschränkungen und Repressionen nicht stoppen: Sie setzten ihre Bestrebungen, ihren eigenen Kunst- und Lebensstil durchzusetzen und „andere Kunst“ sichtbar zu machen, unermüdlich fort. Vor allem in den 1980er Jahren nutzten sie verstärkt lokale Handlungsspielräume, um in regionalen Kulturhäusern ausstellen zu können. Die Mitstreiter der „Gesellschaft für experimentelle angewandte Kunst“ gingen sogar noch einen Schritt weiter und versuchten, zu Beginn der 1980er Jahre einen alternativen Künstlerverband zu gründen. Auch wenn ihr Versuch, diesen bei den staatlichen Behörden zu registrieren, erfolglos blieb, waren über mehrere Jahrzehnte hinweg in Moskau, Leningrad und anderen Städten lebendige informelle Kunstszenen fernab des staatlichen Kulturbetriebs entstanden.
Wohnungskonzerte und Russki Rock
Auch alternativen Musiker∙innen und den daraus entstehenden Jugendsubkulturen gelang es immer öfter, staatliche Strukturen für eigene Zwecke zu nutzen und ihren eigenen Lebensstil zu etablieren. Es wurde deutlich, dass der Staat Einflüsse wie die Hippie-Bewegung, westliche Rock- und Punkmusik trotz des Eisernen Vorhangs nicht vollständig würde zurückdrängen können. Mit der Gründung von Kultureinrichtungen wie dem Leningrader Rock-Klub ging er deshalb einen Schritt auf die jüngere Generation zu. In sowjetischen Hinterhöfen und Heizungskellern wurden nicht nur die Beatles gehört und handgemachte Musikzeitschriften förmlich zerlesen, sondern es entwickelte sich das Genre des Russischen Rocks. Mit Gruppen wie Kino oder Aquarium schafften es einzelne Jugendhelden auch schon vor der Perestroika auf die offiziellen Bühnen. Parallel dazu wirkten Kwartirniki – Wohnungskonzerte – als die eigentlichen magischen Anziehungspunkte innerhalb der überschaubaren Szenen.
Nonkonformistische Künstler∙innen nutzten Wohnungen als temporäre Ausstellungsflächen für Gruppenausstellungen, die von ihnen professionell organisiert wurden / Foto: Wohnungsausstellung in Leningrad, 1981 / © Sergey Kovalsky, Archiv FSO Konzeptkünstler∙innen stellten mangels offizieller Ausstellungsmöglichkeiten Dokumentationen und Kataloge über ihr eigenes Kunstschaffen zusammen. Ihre Praktiken der Selbstarchivierung erlauben es heute, die Kunstaktionen zu rekonstruieren / Foto: Moskauer Archiv für neue Kunst (M.A.N.I.) / © Archiv FSO Extravagante Mode gab es in der Sowjetunion nicht einfach zu kaufen. In der Tradition der russischen Avantgarde entwarf und nähte die Künstlerin Ry Nikonowa ihre Kleider selbst. Zudem stellte sie ein inoffizielles Modejournal zusammen / Foto: Skizze eines Abendkleids mit Foto der Künstlerin, die das Kleid am Strand von Koktebel trägt, 1972 / © Archiv FSO Die Niederwalzung einer Open Air Ausstellung nonkonformistischer Künstler∙innen mit Bulldozern im September 1974 rief im Ausland starken Protest hervor. Die Behörden genehmigten daraufhin eine eintägige Ausstellung im Moskauer Stadtteil Ismailowo / Foto: Freiluftausstellung im Park Ismailowo, 1974 © Archiv FSO Nonkonformistische Künstler∙innen agierten oftmals zwischen der offiziellen und der inoffiziellen Sphäre. Manche verdienten ihren Lebensunterhalt mit einer regulären Arbeit und widmeten sich in ihrer Freizeit der „anderen“ Kunst / Foto: Ilja Kabakow in seinem Atelier 1984. Im Hintergrund sein Werk Geprüft! Auf der Parteisäuberung / © George Kiesewalter, Garage Museum of Contemporary Art Ilja Kabakow arbeitete als Grafiker und illustrierte Kinderbücher. Das 1975 gegründete Moskauer vereinte Komitee der Gewerkschaft der Grafiker hatte einen liberaleren Ruf als der Moskauer Künstlerverband. Seine Ausstellungsräume galten als Inseln der Freiheit, wo auch nonkonforme Kunst ausgestellt werden konnte / Foto: Der großen Riesen langer Tag von Peter Hacks mit Illustrationen von Ilja Kabakow, 1970 / © Archiv FSO Musiker∙innen gelang es seit den 1980er Jahren immer öfter, staatliche Strukturen für eigene Zwecke zu nutzen und ihren eigenen Lebensstil zu etablieren / Foto: Auftritt von Aquarium in den Räumlichkeiten einer Plastikfabrik in Moskau, 1981 / © Ilja Smirnow, Archiv FSO Mit der Gründung von Kultureinrichtungen wie dem Leningrader Rock-Klub ging der Staat Anfang der 1980er Jahre einen Schritt auf die jüngere Generation zu / Foto: Konzert der Band Zoopark, 1983 / © Dmitry Konradt Wohnungskonzerte, sogenannte Kwartirniki, waren die eigentlichen Treffpunkte der alternativen Musikszenen in sowjetischen Metropolen / Foto: Wohnungskonzert mit Boris Grebenschtschikow an der Gitarre, 1986 / © Wiktor Nemtinow, Archiv FSO
Orte der Bestrafung
Wenn man in der Sowjetunion die staatliche Politik in Frage stellte, waren Konsequenzen fast unvermeidlich. Bestraft zu werden bedeutete in der Sowjetunion von einzelnen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen oder aber vorübergehend isoliert und in Gewahrsam genommen zu werden.
Verlust des Arbeitsplatzes
Ersteres konnte „schlicht“ den Verlust des Arbeitsplatzes, den Ausschluss aus der Schule oder aus Berufsverbänden wie dem Künstler- oder Schriftstellerverband bedeuten. Im zweiten Fall ging einer Verfolgung nicht nur ein Verwaltungsakt, sondern ein juristisches Strafverfahren voraus. Der Ort und der Grad der Bestrafung hingen dabei davon ab, wie die Staatsmacht und die Gesetzgebung das „Gefährdungspotential“ des Verurteilten einschätzte: Politische Motive wie die sogenannte „antisowjetische Agitation und Propaganda“ galten als „besonders gefährliches Staatsverbrechen“ und wogen stärker als kriminelle Straftaten, wie etwa Gewaltverbrechen.
Verbannung, Haft und Zwangsarbeit
Die Resozialisierung von Straftäter∙innen war in der Sowjetunion generell darauf gerichtet, über das Instrument der (Zwangs-)Arbeit eine Veränderung des Verhaltens zu erwirken: Manche mussten einen Zwangseinsatz in Betrieben leisten, andere wurden in die Verbannung verurteilt. Verbannung bedeutete die (zeitweise) Verlegung des Wohnsitzes an einen Ort, an dem Verurteilte fernab ihres üblichen Umfelds lebten. Sie unterlagen der Meldepflicht und die Behörden beobachteten sie, dennoch konnten sie ihren Alltag in bestimmtem Maße eigenständig gestalten. Das war jedoch nicht der Fall bei einer Haftstrafe in einem Zwangsarbeitslager (Arbeitsbesserungskolonie) oder Gefängnis. Gefangene durften die Hafteinrichtungen nicht verlassen.
Im Straflager wohnten sie zusammen mit anderen Häftlingen in Baracken und mussten oft unter sehr primitiven Arbeitsbedingungen Zwangsarbeit leisten. Je nach Standort konnte diese Arbeit körperlich sehr anspruchsvoll sein (z. B. Holzfällen, Verladung von Rohstoffen) oder aber die recht monotone Herstellung von Gebrauchsgegenständen in einer vorgegebenen Stückzahl bedeuten (z. B. Tischlerei- oder Näharbeiten, Lötarbeiten zur Herstellung elektrischer Geräte). Nur in bestimmten zeitlichen Abständen und bei guter Führung durften Häftlinge von engsten Verwandten Besuch oder Pakete erhalten. Aus politischen Motiven verurteilte Gefangene wurden ab 1960 in einem Straflager in Mordwinien – Dubrawlag – inhaftiert und seit 1972 zusätzlich in einem Lagerkomplex im Permer Gebiet, der aus drei Abteilungen bestand, darunter dem Lager Perm-36 . Verstießen Gefangene mehrmals gegen die dort geltenden Regeln, wurden sie in ein Gefängnis überstellt. Dort waren sie noch stärker isoliert. Das Wladimirer Gefängnis verfügte über einen speziellen Zellentrakt für aus politischen Motiven verurteilte Gefangene.
Psychiatrie und Exil
Eine spezifische Form der Bestrafung stellte die Zwangseinweisung in ein psychiatrisches Sonderkrankenhaus dar. Dort konnte kaum überprüft werden, ob die Rechte der Patient∙innen eingehalten wurden oder eine willkürliche Behandlung etwa mit Medikamenten erfolgte. Auch wurden Andersdenkende in seltenen Fällen nicht nur vorübergehend von der sowjetischen Gesellschaft ausgeschlossen, sondern des Landes verwiesen : Wurde ihnen die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen, mussten sie ausreisen und eine Rückkehr aus dem Exil in ihr Heimatland war für immer verwehrt. Doch auch wenn Andersdenkende eine Emigration auf Antrag hin freiwillig erwirkten: Das Verlassen der Sowjetunion war stets mit ambivalenten Gefühlen verbunden. Einerseits ersehnten einzelne Dissident∙innen, darunter vor allem sowjetisch-jüdische Auswanderer , die Ausreise und verbanden damit große Erwartungen auf ein Leben in Freiheit. Auf der anderen Seite fuhren sie in die Ungewissheit und ließen ihre Freund∙innen und Verwandten zurück. Die Aussicht, der Eiserne Vorhang könne fallen und die Sowjetunion würde untergehen , war bis zuletzt nur für die wenigsten Regimekritiker∙innen denkbar.
Nach ihrer Verhaftung kamen Andersdenkende zur Untersuchungshaft ins Gefängnis. Die Zellen waren eng, feucht, dunkel und nur karg ausgestattet / Foto: Zeichnung von Kirill Uspenski in seinem Gefängnistagebuch, 1960 / © Archiv FSO Im Lager Perm-36 lebten die Gefangenen in Gemeinschaftsbaracken und stellten im Werkbereich Leiterplatten für Bügeleisen her. Auf dem Gelände befand sich auch ein Strafkarzer / Foto: Rekonstruktion des Lagers Perm-36 /
© Archiv FSOStraflager waren streng bewacht. Mehrere Zäune umfassten das mit Kontrollanlagen und Stacheldraht abgesperrte Gelände. Zusätzlich bewachten Aufseher die Gefangenen / Foto: Illegale Aufnahme des Lagers Perm-36 / © Iwan Kowaljow, Archiv Memorial Moskau Im Lager Perm-36 wurde zur Isolierung von Wiederholungstätern ein Zellentrakt eingerichtet. Dieser glich einem Gefängnis. Die Häftlinge durften die Zellen nur während ihres Hofgangs verlassen / Foto: Rekonstruktion der Abteilung für besonders strenges Haftregime in Perm-36, ab 1991 / © Archiv Memorial Moskau Gefangene verfügten nur über wenige Besitztümer. Häftlingskleidung wurde von der Lagerverwaltung zugeteilt. Für Wiederholungstäter war diese gestreift / Foto: Häftlingskleidung von Georgi Dawydow / © Maria Klassen, Archiv FSO Gefangene durften nur eine bestimmte Anzahl Briefe im Monat versenden.
Alle Briefe wurden geprüft und zensiert. Verstießen Gefangene gegen die Lagerordnung, konnte ihnen die Korrespondenz vollständig untersagt werden / Foto: Zensierte Lagerbriefe des Dissidenten Wladimir Bukowski an seine Mutter / © Archiv FSOUm die Zensur zu umgehen experimentierten Gefangene mit Geheimtinte. Zuvor vereinbarten sie Erkennungscodes mit den Empfänger∙innen / Foto: Brief von Georgi Dawydow an seine Ehefrau. Erst nach erneutem Befeuchten des Blattes wurde die Geheimschrift sichtbar / © Archiv FSO Politische Gefangene schmuggelten illegal Informationen aus dem Lager, indem sie Notizen in Zellophanfolie wickelten und verschluckten. Am Besuchstag schieden sie die Kassiber aus und übergaben sie an ihre Angehörigen / Foto: Kassiber von Eduard Kusnezow aus dem Straflager in Mordwinien / © Archiv FSO In Einzelfällen wurden Andersdenkende aus der Sowjetunion ausgewiesen und ihnen wurde die Staatsbürgerschaft aberkannt. Unter den berühmtesten Exilant∙innen war der spätere Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky / Foto: Brodsky auf dem Flughafen Pulkowo (Leningrad) / © Michail Miltschik
#Joseph Brodsky
Text: Manuela Putz
Archivrecherche: Alesia Kananchuk und Manuela Putz
Veröffentlicht: 14. Dezember 2021